Behördenjungle Teil X, Akademische Püfstelle (APS) in Beijing.

Nun, ich habe ja schon zuvor lang und breit darüber berichtet mit welchen bürokratischen Hürden und Stolpersteinen man konfrontiert wird, wenn man jemanden aus einem sogenannten Drittstaat heiraten will. Dabei muss ich immer wieder betonen, dass China inzwischen sowohl technologisch, als auch verkehrspolitisch Deutschland Jahrzehnte voraus ist. Das nur so am Rande erwähnt, weil man dies nicht oft genug betonen kann.

Meine Frau hat eine erwachsene Tochter. Diese feiert im November dieses Jahr ihren 27ten Geburtstag. Sie hat bereits ein Studium in „Financial Management“ erfolgreich absolviert, hat unmittelbar nach ihrem Studium als Lehrerin für höhere Mathematik gearbeitet und ist derzeit als Managerin Human Resources in Nanning beschäftigt.

Sie hat jedoch vor ein Zweitstudium in Deutschland zu absolvieren. Der Hintergrund ist nicht allein der, dass ihre Mutter in Deutschland lebt, sondern eigentlich will sie ihre Chance nutzen und ein Ingenieurstudium passend zu ihren Vorkenntnissen anzuhängen. Verständlich das junge Menschen sich weiterentwickeln wollen.

Ihr Ziel ist es, ein Zweitstudium an der Hochschule Landshut im Studiengang „Sustainable Industrial Operations and Business“ mit dem Bachelorabschluss zu abzuschließen (SIOB).

Da haben wir wieder das Dilemma. Wer in Deutschland studieren möchte und dazu noch aus einem Drittland stammt, muss zuvor einen Stapel Dokumente bei der zuständigen deutschen Behörde im jeweiligen Land einreichen. Das ist in diesem Fall die Akademische Prüfstelle (APS) in Beijing.

Dieser Behördenapparat ist um ein weiteres schlimmer und noch bürokratischer (wenn dies überhaupt noch eine Steigerung zulässt) als die deutsche Auslandvertretung im südlichen China. Zunächst muss der Bewerber seine gesamten Dokumente über das absolvierte Erststudium einreichen. Das ist ja alles noch verständlich, denn man sollte schon für ein Studium in Deutschland qualifiziert und zugelassen sein. Viele dieser Dokumente müssen zuvor übersetzt und durch einen niedergelassenen Notar beglaubig werden. Die Dokumente der Universität müssen zudem in einem versiegelten Umschlag zur APS gelangen. Die Gebühr, denn ohne Gebühren geht es natürlich nicht, beträgt schlappe RMB 2.500, damit sich überhaupt etwas bei den Behörden bewegt.

Wenn dann die Überprüfung der Dokumente erfolgt ist, und die APS übereinkommt, dass alles in Ordnung sei, wird man zusätzlich zu einem Schikaneninterview nach Beijing eingeladen. Ich betone dies in voller Absicht so übertrieben, denn nur bei erfolgreicher Überprüfung der eingereichten Dokumente wird man zusätzlich zu einem sogenannten Interview nach Beijing eingeladen. Das bedeutet, dass man die Qualifikation schon bereits durch die Anerkennung der Dokumente durch die APS erreicht hat. Zusätzlich muss natürlich in einem mündlichen, als auch schriftlichen Interview überprüft werden ob man das Studium auch tatsächlich selber absolviert hat. Haarsträubend !!

Nun, so sind die Regeln. Also ist die Tochter meiner Frau, nachdem sie die Einladung der APS bekommen hat, nach Beijing geflogen um an diesem Interview teilzunehmen. Was ist nun dieses Interview und wie ist dieses didaktisch aufgebaut?

Dieses Interview wird im Anschluss an die erfolgreiche Prüfung der zuvor eingereichten Dokumente abgehalten. Allein die Dokumente und deren Anerkennung durch die APS belegt, dass der Studienbewerber die nötigen Qualifikationen aufweist um ein Studium in Deutschland aufzunehmen. Das anschließende Interview ist nur eine weitere Hürde um die Anzahl der Studieninteressierten zu begrenzen. Das Interview besteht aus einem schriftlichen Teil (ca. 20 Minuten) und einem mündlichen Teil. Ich fokussiere mich hier bewusst auf den mündlichen Teil, denn dieser ist schwer. Alle Hauptfächer im vorherigen Studium in China werden auf inhaltlichen Konsens abgefragt. Als ob ein Student der seit Jahren aus dem Studium raus ist, alle Themen noch verdeutlichten und die Schwerpunkte ausarbeiten kann ist aus meiner Sicht sehr fraglich. Dies ist aber die Bedingung um durch diese Hürde zu kommen. Im Interview sitzen zwei Personen der deutschen Botschaft dem Bewerber gegenüber. Der eine ist Schriftführer und die andere Person ist der Interviewer. Wenn man spezifische Fragen in englischer Sprache nicht direkt beantworten kann, sei es aus Mangel an Wissen oder aus Mangel am Verständnis, ist man durchgefallen. Am Wissen lag es nicht, aber am Verständnis mancher Fragen. Resultat, meine Stieftochter ist durch das Interview gefallen, kann dies aber maximal zweimal wiederholen. Auch Berichte anderer Studenten im chinesischen Internet berichten nichts gutes über diese Prozedur. Aus meiner Sicht eine pure Schikane um den Zustrom chinesischer Studenten zu begrenzen.

Meiner Frau ihre Tochter gibt nun ihren Job auf um sich auf den zweiten Anlauf für dieses Interview besser vorzubereiten zu können.

Fortsetzung folgt….

Chinesisches Neujahrsfest und Rückflug mit Hindernissen

Wie schon im letzten Beitrag angekündigt, flogen wir für drei Wochen zurück nach China. Selbstverständlich pünktlich zum chinesischen Neujahrsfest. Der Hinflug ging über Beijing nach Nanning. Nach ca. 23 Stunden und zu langer Wartezeit in Beijing sind wir endlich am Ziel angekommen. Nach 7 Tagen Aufenthalt in Nanning, denn dort haben wir eine Wohnung in der Nähas des Zoos, sind wir mit dem Zug weiter nach Dongxing gefahren um die Familie zu besuchen und das Neujahrsfest mit ihnen gemeinsam zu feiern. Ich muss dazu sagen, dass meine Frau aus einer großen Familie stammt. Drei Brüder und drei Schwestern sind für mich jedenfalls viel. Alle sind sehr nett, gastfreundlich und humorvoll. Ich habe mich jederzeit wie Zuhause gefühlt. Was macht man also am chinesischen Neujahrsfest gewöhnlicherweise? Dazu muss man sagen, dass das chinesische Neujahrsfest das größte Ereignis im Jahr in China ist. Vergleichbar mit Weihnachten, Ostern und Neujahr zusammengelegt in Westlichen Hemisspheren. Jeder lässt es so richtig krachen und das eine ganze Woche lang. Es wird gekocht, gegessen, gesungen, gespielt und es werden sich Geschichten erzählt. Rundum ein tolles Familienfest.

Wer übrigens das Dilemma der deutschen Zugfahrten kennt, wird sich in China wie in einer anderen Welt vorkommen. Die Züge sind modern, schnell und bieten zu jeder Stadt schnelle und unkomplizierte Verbindungen an. Nur in den allerwenigsten Fällen muss man einmal umsteigen um sein Ziel zu erreichen. Was mich aber am meisten beeindruckt ist die Pünktlichkeit der Züge. Die Züge sind immer auf die Minute pünktlich und zuverlässig. So macht Bahnfahren wieder Spass. Liebe deutsche Bahn, schneidet euch da bitte mal eine große Scheibe von ab.

Dongxing ist eine kleinere Stadt bei der vietnamesischen Grenze und nahe dem Ozean. Das bedeutet immer frische exotische Früchte und viel frischen Fisch und andere Meeresfrüchte. Ich genieße es immer wieder dort zu sein. Nach viel Tagen ging es wieder zurück nach Nanning und dort verbrachten wie den Rest der Zeit zusammen mit der erwachsenen Tochter meiner Frau. Die hat sich natürlich super gefreut ihre Mutter wiederzusehen.

Viel Essen und Sightseeing und leider sind auch drei Wochen viel zu kurz. Schon ist man wieder auf dem Rückweg nach Deutschland. Wie immer mit viel Heimweh nach China verbunden.

Der Rückweg jedoch war mit ein paar Hindernissen verbunden. Kurz nach der Landung in Beijing hat mein Smartphone mir knapp und deutlich mitgeteilt, dass der Anschlussflug nach München ersatzlos gestrichen wurde. Tolle Neuigkeiten! Am Terminal 3 in Beijing haben wir sofort versucht den Grund zu erfahren. Niemand wusste so wirklich Bescheid. Zum Glück hatte ich eine sichere Verbindung nach Deutschland über den WhatsApp Messenger. Mein Freud in Deutschland sagte mir kurz darauf, dass am Flughafen München das Bodenpersonal in den Streik gegangen ist. Also was nun? Sofort sind meine Frau und ich zum Serviceschalter von AirChina gelaufen. Die waren super hilfsbereit und konnten uns auf einen Flug nach Frankfurt Main umbuchen. Der Flieger startete etwa zur selben Zeit wie der gestrichene Flug. Trotzdem, es sind 4,5 Stunden Autofahrt nach Hause von dort aus. Peinliches Deutschland. Lassen ca. 1.800 Fluggäste auf verschiedenen Flügen im Nirgendwo stehen kaum ohne Alternativen. Wir zumindest hatten Glück. Wie ich später erfahren habe, sind sehr viele Fluggäste erst Tage später wieder nach Deutschland gekommen.

Es geht bald zurück …

Ja, richtig gelesen. Es geht in zweieinhalb Wochen zurück nach China. Nun ja, zunächst nicht auf Dauer, sondern lediglich für drei Wochen Urlaub. Meine Frau war jetzt fast seit zwei Jahren nicht in der Heimat. Es hat sich in zwei Jahren vieles verändert und es ist wieder an der Zeit die Wurzeln zur alten Heimat zu pflegen.

Ich bin noch immer technischer Betriebsleiter eines großen Getränkeherstellers in Bayern, aber vielleicht ist es auch wieder an der Zeit verschiedenel andere Perspektiven zu überdenken. Es gab in der jüngsten Vergangenheit immer wieder lukrative Angebote aus China, welche ich jedoch aus Loyalität gegenüber meinem derzeitigen Arbeitgeber abgelehnt habe. Trotzdem denke ich immer öfter darüber nach wieder nach China zurückzukehren. Dies allein meiner Frau zuliebe, denn sie wird hier nicht so richtig heimisch. Deutschland ist halt doch anders. Ich finde mich problemlos in beiden Welten zurecht und ich möchte nur eines: Meine Frau soll sich wohlfühlen und glücklich sein.

Die Selbstständigkeit

Meine Frau Dongmei hat über viele Jahre in China Qualifikationen im Bereich der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) erlangt. Nun unterstütze ich meine Frau dahingehend dass sie sich zunächst Nebenberuflich selbständig macht.

Ich habe mir hier in diesem Blog oft meinem Unmut über die deutsche Bürokratie Luft gemacht. Nun gilt es auch einmal etwas positives zu berichten.

Wer sich deutscher Staatsbürgen nennen darf, oder jemand der einen Aufenthaltstitel bekommen hat in Verbindung mit einer Arbeitserlaubnis, der kann sich schnell und unbürokratisch selbstständig machen. Man meldet für ein paar Euros ein Gewerbe an und kann loslegen. Es war schon lange der Wunsch meiner Frau sich in ihrem Arbeitsgebiet selbständig zu machen. Ich unterstütze sie natürlich, denn trotzdem muss man wissen wie man auch mit dieser etwas anderen Bürokratie umgehen muss.

Obwohl mein Frau weitreichende Kenntnisse der TCM hat, sind ihre chinesischen Diplome und Abschlüsse natürlich in Deutschland nicht anerkannt. Sie darf im wörtlichen Sinne nicht „praktizieren“ oder „medizinische“ Dienste anbieten. Man kann den neuen Tätigkeitsbereich natürlich umschreiben mit Vokabeln wie „Wellnessmassage“. Das ist legal!

Also war zunächst ein Wohnungswechsel angesagt, denn wir brauchten final ein Zimmer mehr. Meine Frau hat das Gewerbe schon in der alten Wohnung angemeldet. Jedoch mit einer mobilen Massage-Ausrüstung. Da dies auf Dauer eher etwas umständlich gewesen ist, haben wir uns dazu entschieden eine geeignete Wohnung zu finden. Zufällig war im selben Ort ein Haus in der Fertigstellung, welches unseren Vorstellungen entsprach. Also angemietet, eingerichtet und los ging es. Zunächst hatte meine Frau einen recht überschaubaren Stamm an zufriedenen Kundinnen. Inzwischen hat sie speziell an den Wochenenden gut zu tun. Leider ist es noch immer nicht genug um davon Leben zu können, aber sie hat zumindest Spaß an dem was sie tut und ihr Kundinnenstamm erweitert sich stetig. Sie hat eine Homepage und sich in unterschiedlichen Suchmaschinen eingetragen um besser gefunden zu werden: www.dertemple.eu

Trotzdem ist im nächsten Jahr ein Steuerberater fällig, denn jetzt wird es kompliziert.