Was zwischenzeitlich wieder geschehen ist.

Wir sind nun seit dem 02.03.2022 offiziell und mit allem dazugehörigen TamTam verheiratet und wir dachten, dass nun alles viel einfacher werden wird. Das stimmt bis zu einem gewissen Punkt auch. Der schier endlose Kampf gegen die deutsche Bürokratie hat natürlich Spuren hinterlassen. Man fühlt sich immer noch als Fremdkörper im System und kommt sich unterschwellig nur geduldet, jedoch nicht willkommen oder gar angekommen vor.

Wir betreiben keinen „Sozialtourismus„, sondern wir bezahlen Steuern und sind fleißig. Ich will keine politischen Diskussionen lostreten, aber man stößt von behördlicher Seite immer wieder an einen Punkt, wo man sich die Frage stellt, ob ein Leben hier wirklich erstrebenswert ist.

Meine Frau hat unterschiedliche Auflagen für ihr „Bleiberecht“ bekommen:

#1 Eine feste Anstellung
#2 Die Ehe mit einem deutschen Staatsbürger
#3 Deutsch A1

Nun, was bedeutet das? Schon im Vorfeld habe ich mich erkundigt welche Chancen meine Frau hat eine feste Anstellung im Gesundheitssystem zu bekommen. Es gibt dazu Portale im Internet an welche ich mich gewendet habe (z.B. VP Verbund Pflegehilfe Gesellschaft). Es kamen auch zahlreiche Anfragen und wir hatten am Ende zwei Vorstellungsgespräche in Pflegeeinrichtungen. Dabei kam heraus dass die sprachliche Hürde nur als gering einzuschätzen war. Ein Probearbeiten wurde vereinbart. Meine Frau und ich haben uns vorher die Einrichtung angeschaut und wir wurden freundlich empfangen und durch die Einrichtung geführt. Es war im Wesentlichen eine Einrichtung für schwache, bis schwere Fälle für Demenz. Alles schien prima und das Arbeitsklima schien attraktiv! Meine Frau hatte einen Probearbeitstag vereinbart. Um 06:00 Uhr Morgens setzte ich sie bei der Einrichtung ab und wir hatten vereinbart dass ich sie gegen 14:00 Uhr wieder abholen sollte. Gegen 14:00 Uhr kam sie mir schon an der Strasse entgegen und sie schien in heller Aufregung. Später stellte sich heraus, dass sie geschockt über die Art der Tätigkeit war. Wir unterhielten uns und es kam heraus dass sie nur für die niedrigsten Arbeiten eingeteilt worden ist. Ich möchte nicht ins Detail gehen, aber es hatte ausschließlich etwas mit Eiter und Fäkalien zu tun. Ich habe den größten Respekt vor Leuten, welche für relativ wenig Geld sich für diese Art der Pflege engagieren können. Meine Frau konnte es jedenfalls nicht.

Nach einigen Diskussionen haben wir uns dafür entschieden, dass ich ihr einen festen Job in unserer Firma angeboten habe. Dieser Job ist nicht sehr anspruchsvoll, aber somit wäre die erste Auflage der Ausländerbehörde als erledigt anzusehen. Sicherlich hätte ich es lieber gesehen wenn meine Frau von Montags bis Freitags Deutsch Integrationskurse an der örtlichen VHS belegt hätte, aber dies würde den Auflagen der Ausländerbehörde Wiedersprechen einer festen Vollzeitbeschäftigung nachzugehen.

Trotzdem haben wir uns für einen Deutschkurs in den Abendstunden an der VHS Dingolfing entschieden. Dieser Unterricht fand alle 14 Tage Montags und Mittwochs von 17:00 Uhr bis 19:00 statt und umfasste 40 Stunden in der Gesamtheit. Diese 80 Euro hätte man retrospektiv auch wesentlich besser anlegen können, denn gelernt wurde dort fast nichts. Zudem ist der 14 tägige Rhythmus etwas kontraproduktiv für den tatsächlichen Lernerfolg. So werden Kurse an den VHS durch die Auflagen der Ausländerbehörden subventioniert. Das selbe betrifft sicherlich auch die Goethe Institute.

Im Juli hatte meine Frau eine Prüfung am Goethe Institut im München gebucht. 115 Euro wurden dafür verlangt. Sie kam mit einem Gesamtergebnis von 38% von 100% aus der Prüfung. Mit diesen Ergebnissen ging es wieder einmal zur Ausländerbehörde in Dingolfing. Dort wurde ihr erneut der Aufenthaltsstatus mit der lapidaren Begründung verwehrt, dass eine bestandene A1 Prüfung Bestandteil der Auflagen der Konsulate sei und dass dies ja auch eine bessere Integrationswilligkeit beweisen solle. Unverständlich!

Zusammenfassend kann man sagen:

#1 Meine Frau hat eine Vollzeitbeschäftigung.
#2 Sie hat ein Nebengewerbe angemeldet.
#3 Sie ist mit ihrem Unternehmen Mitglied der IHK Niederbayern.
#4 Sie hat nebenbei einen Minijob auf 520 Euro Basis.
#5 Sie hat freiwillig einen sinnlosen Deutschkurs in den Abendstunden belegt.
#6 Sie hat an einem Goethe Institut eine Prüfung abgelegt.
#7 Sie ist sozial voll integriert.
#8 Sie zahlt Steuern und Sozialabgaben.
#9 Meine Frau ist mit einem deutschen Staatsbürger offiziell verheiratet.
#10 Sie hat eine Steuer-ID, Sozialversicherungsnummer, Krankenversicherung, Gewerbebescheinigung.

Was hat das alles mit mangelnder Integration zu tun? Das alles ist aus unserer Sicht nicht mehr nachvollziehbar!

Zudem übt die Ausländerbehörde in Dingolfing immer Druck aus und hätte fast die Verlängerung der „Fiktionsbescheinigung“ verwehrt. Nun mussten wir sogar ein schriftliches Statement abgeben:

Dies ist das Statement, welches meine Frau unterzeichnen musste. Im Grunde eine Frechheit. Der nächste Schritt wird sein, dass wir in Regensburg einen Fachanwalt für Migrationsrecht mit der ganzen Sache beauftragen werden müssen, da man alleine nicht mehr weiter kommt.